Dienstag, 25. August 2009

Jugendreferent Matthias Haferkorn verlässt uns zum 1. September


Keine Berufsperspektiven für Jugendreferenten - Matthias Haferkorn beginnt neue Arbeit

Allgemeine Trauermiene herrschte bei der letzten Kirchenratssitzung, als Pastor Sperber (Jugendkirche) bekanntgab, dass unser beliebter Jugendreferent uns verlässt. Unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den reformierten Gemeinden in Osnabrück und im Emsland war die Stimmung nicht anders.

Für Haferkorns Schritt, zur Evangelischen Familienhilfe im Kreis Steinfurt zu wechseln, wird zwar sehr viel Verständnis aufgebracht, angesichts mangelnder Berufsperspektiven in der Ev.-ref. Kirche, zugleich aber ist die Bestürzung groß: darüber, einen so guten Mitarbeiter gehen lassen zu müssen, und auch darüber, dass die Ev.-ref. Landeskirche nichts tut, solche Mitarbeiter der Kirche zu erhalten.

Wir verabschieden Matthias Haferkorn im Jugendgottesdienst am 13. 9., 18 Uhr in der Jugendkirche Friedenskirche. Herzliche Einladung an alle - nicht nur die Jugendlichen -, dann zu kommen!




Lesen Sie den Abschiedsartikel für Matthias Haferkorn aus der Feder von P. Herbert Sperber:


Sag zum Abschied leise Servus? Matthias geht -

Donnerstagabend, 14. März 1996: ich klingele in Ibbenbüren an der Tür des neuen Jugendreferenten. Haferkorn steht auf dem Schild. Die Tür geht auf. Ich hebe meinen Blick nach oben. Ein sommersprossiges, jungenhaftes Gesicht mit wallenden Locken grinst mich freundlich an; Schalk und Gelassenheit sprechen aus seinen Augen. Und eine Pfeife im Mundwinkel verströmt eine kleine, wohlriechende Wolke. Wir setzen uns in ein gemütliches Zimmer mit Büchern und anderen Dingen, Andenken, Gitarren – ein wenig Ordnung, ein wenig Chaos – weniger als bei mir, aber immerhin – sehr angenehm für mich. Und wir reden. Über die gemeinsame Sommerfreizeit, die wir leiten werden. Über uns. Und ich bin erst mal richtig froh. Ich mag ihn. Wir können gut miteinander. Und ich merke: er ist einer, der „mag die Leut“, die Jugendlichen. Und er kanns ihnen sagen und zeigen. Und das macht er auch. Besonders, unnachahmlich, authentisch, zugewandt. Seit unserer ersten Schwedenfreizeit im Sommer 96 durfte ich Ihn so erleben. In Andachten, in „Action“, an Bord eines Kanus oder im Jugendgottesdienst. Und immer wieder: sein Da sein, sein Respekt, seine Aufmerksamkeit, wenn er mit Chrissie oder Christiane, mit Jan oder Judy auf Fahrt war oder im Büro saß oder die Küche in einer neuen Wohnung mit aufstellen half.

Sie kommen zu ihm. Rufen ihn an. Auch wenn sie schon lange keine Jugendlichen mehr sind. Und er ist für sie da. Hört ihnen zu, gibt Ratschläge, fährt meilenweit, um zu helfen.

5 Jahre lang hat er seinen Dienst gemacht in unserem Synodalverband, war da für die Jugendlichen im Emsland und in Osnabrück. Dann war er kurz weg. Und ist wiedergekommen, mit neuem Schwung. Hat vieles initiiert, Gruppen, Events, Freizeiten, Jugendsonntage, dann vor 3 Jahren auch die Idee zur Jugendkirche in Osnabrück. Er hat begeistert. Die Jugendlichen und die Erwachsenen. Einstimmig wurde sein Konzept angenommen, damals. Und hat so einen neuen, großen Pflock eingeschlagen, mit der Jugendkirche. Dann Februar 2008, der Eröffnungsgottesdienst in der Jugendkirche: „Gekommen um zu bleiben“. Eineinhalb Jahre hat er sich da eingebracht, hat alles gegeben. Ich mags nicht aufzählen, was er da alles geleistet hat. Ich weiß, er mags auch nicht. Aber es war viel. Und ganz viel Schönes. Aber es hat Kraft gekostet. Ganz viel Kraft. Und es gab Kämpfe. Ums liebe Geld. Um seine Stelle, um Fortbildung, um Perspektiven. Alle müssen sparen. Auch unsere Landeskirche. Aber bei Matthias und den anderen Jugendreferenten sparen sie am falschen Ende. Klar, das sagt jeder in seinem Bereich. Und jeder hat sein Recht das zu sagen. Aber Matthias hatte nun auch recht. Abschied zu nehmen, von einer Kirche, die sparen wollte. Auch bei ihm. Und keine Perspektiven bot. Er hat sich das für seine Zukunft nun erspart. Hat gekündigt. Fängt wieder neu an, in familienpädagogischer Arbeit in Ibbenbüren. Und viele trauern, sind geschockt, wütend. Weil er Ihnen, uns so viel gegeben hat. Von sich – und von Gottes Liebe. Das erste Mal, so merke ich, dass ich hier den Namen Gottes in Spiel bringe. Matz hat das eigentlich die ganze Zeit gemacht. In seinem Dienst, in seinen Worten. Auch und gerade in seinen Anfechtungen und Zweifeln. Und dann gerade in seinem Dennoch: „Dennoch halte ich fest an dir“. Das haben wir gespürt, wenn wir ihn gehört haben, mit ihm gearbeitet und gefeiert – und gebetet haben. Und jetzt – „irgendwas bleibt“, haben wir im Jugendgottesdienst gesungen. Uns bleibt ganz viel. „Die Liebe bleibt.“

In den letzten Monaten haben wir deutlich gemerkt: Es ging Matthias gar nicht gut mit dem Kämpfen müssen, mit der Perspektivlosigkeit, mit seinen eigenen Grenzen. Und deshalb hat er nicht nur recht, sondern es ist gut für ihn, wenn hier sein Weg als Jugendreferent endet. Aber für das, was war – und was bleibt, sagen wir: Danke! Und für das, was kommt sagen wir: Gott segne dich. Übrigens auch am 13. September. Beim Jugendgottesdienst ab 18 Uhr. Und wir sagen Servus – oder besser: A-de – A-dieu – Gott befohlen, lieber Matz!

Herbert Sperber

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